Donnerstag, 28. November 2024
Das 19. UGW-Forum im Innovationspark Zürich in Dübendorf zeigte auf, dass Leben gekommen ist in das Areal, auf dem Forschung und Industrie zusammentreffen. Christof Domeisen, Verwaltungsratspräsident der IPZ Property AG, erläuterte das Potenzial des Innovationsparks für den Standort Zürich. Einen Fokus auf die Dynamik in der Space-Forschung und -Industrie legten Prof. Dr. Oliver Ullrich, Direktor des UZH Space Hubs, und Dr. Nanja Strecker, Leiterin des ESA BIC Switzerland und Co-Lead von ETH Zürich Space. Die Ambition: Dübendorf soll zum Hotspot in Europa für Space Economy werden.
von Andreas Schürer, rivedia.com
Das Interesse an Einblicken hinter die Kulissen des Innovationsparks war gross – gut 50 Gäste kamen ans 19-UGW-Forum nach Dübendorf. Kaspar Niklaus, Präsident der Unternehmergruppe Wettbewerbsfähigkeit (UGW), sagte stellvertretend für alle: «Wir sind gespannt, was an diesem Standort in den nächsten Jahren passiert.»
Einer, der diese Entwicklung prägt, ist Christof Domeisen, Präsident der IPZ Property AG, die als privates Investment den Innovationspark baulich entwickelt, und Delegierter des Ver-waltungsrats des weltweit tätigen Engineering-Unternehmens Angst+Pfister Group. Im Inno¬vationspark kämen Forschung und Industrie zusammen, sagte Christof Domeisen, und zwar auf rund 70 Hektaren, die der Bund zur Verfü¬gung stelle. Besonders am Innovationspark sei neben dem vielen gestaltbaren Platz die Nähe zur ETH und zur Universität, die beide schon mit Forschungsprojekten vor Ort aktiv seien, und der direkte Zugang zur Flugpiste und zu Testmöglichkeiten am Boden und in der Luft.
«Die Piste wird erhalten bleiben», hielt Christof Domeisen fest. Die Entwicklung des Areals erfolgt nun über die zwei Teilgebiete A und B. In einigen Hangars im Teilgebiet A wird schon täglich geforscht und gearbeitet – interdisziplinär. Mittlere und grosse Unternehmen böten die Möglichkeiten im Innovationspark Anreize, ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilun-gen nach Dübendorf zu verlegen. Die Teams würden sich auch gegenseitig inspirieren, sag-te der Präsident der IPZ Property AG: «Forschung findet auch zwischen den Gebäuden statt.» Unterstützt werden soll dies unter anderem durch die Schaffung eines Parks und von Treffpunkten: «Der Innovationspark soll leben». Gemäss einer Studie von BAK Economics soll der Innovationspark Zürich eine Wertschöpfung von über 1 Milliarde Franken und über 15’000 Arbeitsplätze generieren.
Wie intensiv schon «getüfelt» und gearbeitet wird in den Hangars, zeigten Führungen von Cyril Kubr, Head ETH Hangar, sowie von Cora Thiel und Svantje Tauber, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am UZH Space Hub.
Cyril Kubr erklärte, dass die ETH Zürich seit 2023 gestaffelt Flächen im Innovationspark Zürich gemietet habe. Damit setze die ETH auf den Innovationsstandort Zürich, stärke die Forschung und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Er sagte: «Das Areal ist interessant für den Wissenstransfer. Wir suchen aktiv die Nähe zur Industrie.» Ziel sei, fassbaren Output zu generieren. Die ETH belege inzwischen zwei Hangars, in denen an verschiedenen Projekten gearbeitet und Theorie in der Praxis angewendet werde. 500 Studierende hätten insgesamt Zugriff auf die Fläche, rund 100 seien pro Tag hier. Konkrete Projekte, die Cyril Kubr vor Ort zeigte, sind unter anderem Cellsius, Swissloop, AMZ und Aris. Bei Cellsius werden die Lüfte erobert: Studierende arbeiten an emissionsfreien Antriebssystemen für die Luftfahrt. Das erste entwickelte Flugzeug, bei dem statt Tanks Akkus verbaut wurden, ist laut Cyril Kubr bis nach Bern geflogen – das nächste soll es bis Genf schaffen. Swissloop ist eine von Studierenden geführte Initiative mit dem Ziel, zur Forschung und Weiterentwicklung der Hyperloop-Technologie beizutragen. Das Team entwirft und baut funktionsfähige Prototypen von Transportkapseln. AMZ Racing entwickelt jedes Jahr einen neuen Prototyp eines Elektro-Rennwagens. ARIS bringt Studierende zusammen, die von Raumfahrt fasziniert sind.
Geleitet werden die Space-Aktivitäten von Universität und ETH im Innovationspark von Prof. Dr. Oliver Ullrich, Direktor des UZH Space Hubs, und Dr. Nanja Strecker, Leiterin des ESA BIC Switzerland und Co-Lead ETH Zürich Space. Beide betonten im Gespräch mit UGW-Geschäftsführer Christian Bretscher, dass sie sehr eng und gut kooperierten. Dem wirtschaftlichen Potenzial im Weltall sind wort-wörtlich keine Grenzen gesetzt. Laut einer McKinsey-Studie sind bis 2035 geschätzt 1,8 Billionen US-Dollar Umsatz möglich.
In der Raumfahrt ist denn auch eine neue Ära angebrochen. Im sogenannten New Space dominieren nicht mehr nur staatliche Akteure, sondern vermehrt auch private Unternehmen. Nanja Strecker brachte dies so auf den Punkt: «Space ist nicht so abgehoben wie manche denken.» Oliver Ullrich sagte: «Unsere Kinder werden mit Space aufwachsen wie wir mit dem Internet.»
Einig waren sich die beiden auch darin, dass Europa Gefahr läuft, die Entwicklung zu verpassen. In den USA wird unter Präsident Donald Trump und Elon Musk enorm in diesen Bereich investiert, in Europa ortet Nanja Strecker eher eine gegenläufige Entwicklung – dies sei gefährlich. Auch in der Schweiz sollte das nationale Space-Budget stark erhöht werden, forderte sie.
Auch Oliver Ullrich warnte: «Die Entwicklung kann uns überrollen – es wird sehr schnell gehen.» Eine Chance für den Produktionsstandort All sieht Oliver Ullrich im Ende der Internationalen Raumstation ISS, in der viele Erkenntnisse über die Schwerelosigkeit gewonnen werden konnten. Die ISS wird 2030 ausgemustert. «Dann werden viele Mittel frei, die bis anhin für ihren Betrieb genutzt wurden. Das ermöglicht uns einen Quantensprung.»
Das Ziel müsse auch in Europa sein, die Entwicklung zu gestalten. Vorne dabei zu sein – dies sei Ambition und Chance der Aktivitäten in Dübendorf. Oliver Ullrich sagte: «Dübendorf kann der Standort werden für New Space Economy in Europa.»
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